Sieg in Marbella

Ironman 70.3 Marbella

Das erste Rennen ist immer etwas besonderes. Häufig stelle ich mir im Vorfeld die Frage, ob mein Körper überhaupt noch weiß, wie Triathlon geht.

Häufig stelle ich mir im Vorfeld die Frage, ob mein Körper überhaupt noch weiß, wie Triathlon geht. Das mag absurd klingen, da ich als Triathlonprofi Tag ein Tag aus Schwimmen, Radfahren und Laufen trainiere, aber es ist tatsächlich so. Einheiten, die mir wettkampfspezifisches Selbstvertrauen geben, hatte ich im Vorfeld eigentlich keine. Dies hat nicht selten zu Diskussionen zwischen meinem Trainer Philipp Seipp und mir geführt.  Er verfolgt aber natürlich ein Ziel: die Vorbereitung auf meinen ersten IM in Frankfurt Anfang Juli. Dort möchte ich topfit sein. Mein Gefühl sagte mir, dass es da noch viele Unbekannte gibt, die ich am liebsten vor dem Start geklärt hätte. — das ging jedoch nicht (langfristiger Formaufbau und so…), also versuchte ich die Aspekte, die in meinen Händen lagen so gut ich konnte zu beeinflussen: Ruhe bewahren und in mich vertrauen. 😉

Neues Material bedeutet auch immer eine Umstellung von gewohnten Mustern, die gut funktioniert haben und nun noch besser werden sollen. Aus diesem Grund habe ich mich so intensiv wie möglich mit meinem neuen Rad beschäftigt. Ebenso verhielt es sich mit den Strecken an der Costa del Sol. Bereits am Montag vor dem Rennen fuhr ich die gesamte Radstrecke, so dass während der Rennwoche keine lange Session mehr geplant werden musste und ich meine Eindrücke verarbeiten konnte. Für alle diejenigen, die hier zum ersten Mal von der Radstrecke lesen: Die 90Km in Andalusien haben es in sich; 1580HM auf 90Km. Der Großteil des Ansteigs ist im ersten Drittel der Strecke zu bewältigen und zwischen KM60 und KM80 befindet sich eine ansteigende Passage, die zur Rennzeit einen strammen Gegenwind aufwies, so dass dem Pacing auf dem Bike die wohl entscheidende Rolle zukommen sollte. Basierend auf meinen Qualitäten erarbeiteten wir einen Matchplan für den Renntag.

Nervös und doch froh, dass das lange Warten und Vorbereiten auf das Rennjahr 2018 ein Ende fand, stand ich an der Startlinie. Das Rennen Das Schwimmen im aufgewühlten Mittelmeer war anspruchsvoll, weil die Orientierung in der überschaubaren Gruppe des Frauenfeldes schwer war. Nur äußerst selten bekam ich eine der Bojen zu Gesicht, dafür gelang es mir, die Füße meiner Konkurrentinnen nicht aus der Sicht zu verlieren. Mit dem Wechsel war mir klar: Ich hatte den Anschluss gehalten. Auf dem Bike fühlte ich mich von Beginn an wohl und sicher. Eine der im Vorfeld erstellten Versionen erwies sich als passend und so begann ich kalkuliert zu arbeiten. Meinen anvisierten Schnitt konnte ich von Anfang bis Ende wie geplant fahren. Für eine derart bergige Strecke ist mir der bis dato beste Variabilitätsindex in einem Rennen gelungen. Dieser gibt mir Auskunft über das Gleichmaß meiner erbrachten Leistung. Je gleichmäßiger ich arbeite, umso besser steht es um meine Energievorräte für den abschließenden Lauf. Trotz des noch fehlenden Racepace-Trainings fand ich schnell in meinen Rhythmus, den ich diesmal ohne Uhr finden wollte, um mein Gefühl zu schulen. Bereits nach der Hälfte des Laufens war mein Polster auf Platz 2 gut angewachsen. In dem Wissen nicht bis zum letzten Meter kämpfen zu müssen, spulte ich die zweite Hälfte ab, ohne den Fokus zu verlieren.

Den Zieleinlauf konnte ich in vollen Zügen genießen und kann sagen: Es ist eine große Last von mir abgefallen, denn gut zu werden ist die eine Sache, aber nach einer erfolgreichen Saison an die Erfolge anzuknüpfen, empfand ich als ungleich schwerer. Nun ist der erste Schritt gemacht, der mich mit Zuversicht und Kraft in die kommenden Trainingswochen bis zu den 70.3 Rennen in St. Pölten und im Kraichgau gehen lässt. Gratulation an die Dani und Marta, die mit mir auf dem Podium standen, sowie an meinen Teamkollegen Andi Dreitz, der bei den Herren einen spannenden Fight zeigte und natürlich an alle, die an diesem Tag in Marbella am Start waren. Euch, die ihr mich im Netz verfolgt habt, danke ich fürs Mitfiebern, Kommentieren und Folgen. Nur 12 Stunden nach der Landung in Frankfurt fiel der Startschuss des Neckarruns, der von meinem Verein, dem TSV Mannheim, ausgerichtet wird. Natürlich war ich nicht als Läuferin mit von der Partie, dafür aber als Führungsrad für die erste Frau des Rennens.

Besonders schön war es, dass wir bei der zweiten Auflage des Laufes am 1.Mai unser Teilnehmerfeld verdoppeln konnten und so eine schöne sportliche Option für den 1. Mai in Mannheim wächst. Weitere 24 Stunden danach standen spannende Stunden im Windkanal in Friedrichshafen auf dem Plan. Einen Termin, den ich kaum erwarten konnte. Mit JP von SwissSide, Marcel Hilger als Photografen, Ernst als Herrscher über den Wind und Philipp als Trainer und Schrauber vergleichen, optimierten, experimentierten wir was das Zeug hielt. Die Ergebnisse sind aufschlussreich, die Bilder sind hervorragend und er Tag war intensiv und lustig zugleich. Das Fazit lautet (mal wieder): Der Teufel steckt im Detail. Danke an das gesamte Team! So, nun gehe ich wieder zum alltäglichen Training über und wünsche allen viel Zeit in der herrlichen Maisonne.

Eure Laura

P.S.: Der Zopf bleibt natürlich dran und hat erstaunlicherweise keine aerodynamischen Nachteile gebracht! 🙂

WAKE UP. WORK HARD. LOOK HOT. KICK ASS.